Was ist eine Genossenschaft?

Eine Genossenschaft ist eine spezielle Rechts- und Unternehmensform, die auf dem Prinzip der gemeinschaftlichen Selbsthilfe und Förderung ihrer Mitglieder basiert. Sie ist rechtlich geregelt im deutschen Genossenschaftsgesetz (GenG). Der Fokus einer Genossenschaft liegt darauf, die wirtschaftlichen, sozialen oder kulturellen Interessen ihrer Mitglieder durch gemeinsames Handeln zu fördern.
Wichtige Merkmale einer Genossenschaft:
- Zweck: Förderung der Mitglieder
Das Hauptziel der Genossenschaft ist es, ihre Mitglieder zu unterstützen – sei es durch günstigere Preise, bessere Arbeitsbedingungen, gemeinschaftlichen Zugang zu Ressourcen oder stärkere Marktpositionen. Beispiele sind landwirtschaftliche Genossenschaften, Einkaufsgenossenschaften oder Wohnungsbaugenossenschaften. - Mitgliedschaft und Mitbestimmung
- Jede*r kann Mitglied werden, sofern sie/er die Voraussetzungen erfüllt (z. B. Beitritt und Einzahlung eines bestimmten Anteils).
- Jedes Mitglied hat grundsätzlich eine Stimme in der Generalversammlung, unabhängig von der Höhe seines Kapitals (demokratisches Prinzip).
- Kapital und Haftung
- Mitglieder bringen Eigenkapital in Form von Geschäftsanteilen ein, die die finanzielle Grundlage der Genossenschaft bilden.
- Genossenschaften haften in der Regel nur mit ihrem eigenen Vermögen. Eine Nachschusspflicht der Mitglieder besteht nur, wenn dies in der Satzung ausdrücklich vorgesehen ist.
- Rechtsform und Eintragung
- Genossenschaften sind juristische Personen und müssen ins Genossenschaftsregister eingetragen werden.
- Sie werden von einem Vorstand geführt, der von einem Aufsichtsrat kontrolliert wird.
- Prüfung und Schutz der Mitglieder
- Genossenschaften unterliegen einer regelmäßigen Prüfung durch Prüfungsverbände (z. B. Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband, DGRV), um sicherzustellen, dass sie wirtschaftlich und im Sinne der Mitglieder arbeiten.
Beispiele für Genossenschaften:
- Wohnungsgenossenschaften: Bieten ihren Mitgliedern bezahlbaren Wohnraum und schützen vor Spekulationen.
- Einkaufsgenossenschaften: Zum Beispiel Supermarktketten wie Edeka, die Genossenschaftsmitgliedern günstige Einkaufsmöglichkeiten bieten.
- Landwirtschaftliche Genossenschaften: Ermöglichen Landwirten den gemeinsamen Einkauf von Saatgut oder Maschinen und den besseren Verkauf ihrer Produkte.
- Kreditgenossenschaften: Banken wie die Volks- und Raiffeisenbanken sind genossenschaftlich organisiert und fördern die finanzielle Sicherheit ihrer Mitglieder.
Vorteile einer Genossenschaft:
- Mitglieder haben eine starke Mitbestimmungsmöglichkeit.
- Solidarische Förderung und gemeinsames Wirtschaften stärken die Gemeinschaft.
- Haftungsrisiko ist meist gering, da die Genossenschaft mit ihrem Vermögen haftet.
- Flexibilität und demokratische Strukturen fördern langfristig stabile Entscheidungen.
Wer hat die Idee der Genossenschaft geprägt?
In Deutschland sind vor allem Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch als Gründer der genossenschaftlichen Bewegung bekannt. Sie entwickelten das Konzept im 19. Jahrhundert, um Menschen – vor allem Bauern und Handwerker – durch gemeinschaftliches Wirtschaften finanziell abzusichern und vor Abhängigkeit von Kreditgebern oder Marktmächten zu schützen.
Zusammengefasst: Eine Genossenschaft ist eine demokratische und solidarische Unternehmensform, die sich durch die Förderung ihrer Mitglieder auszeichnet und in vielen Bereichen wie Wohnen, Handel, Landwirtschaft oder Finanzen genutzt wird.