Portrait und Geschichte der Vereinigten Leipziger Wohnungsgenossenschaft eG

Die Vereinigte Leipziger Wohnungsgenossenschaft eG (VLW) blickt auf eine über 100-jährige Geschichte zurück, die von Innovation, sozialem Engagement und der konsequenten Erfüllung ihres Gründungsauftrags geprägt ist: sicheren und bezahlbaren Wohnraum mit Komfort zu schaffen. Diese Werte gelten heute genauso wie damals und leiten die Arbeit der Genossenschaft in einem dynamischen Wohnungsmarkt.
Gründung und Entwicklung
Die Genossenschaft wurde am 05. Juli 1922 im Städtischen Kaufhaus zu Leipzig unter dem Namen „Baugenossenschaft für die Reichsfinanzbeamten in Leipzig“ gegründet. Damals legten 57 Finanzbeamte den Grundstein für eine Gemeinschaft, die inmitten von Wohnungsnot und Landflucht dringend benötigten Wohnraum schaffen sollte.
In den folgenden Jahrzehnten durchlief die Genossenschaft zahlreiche Umbenennungen und Anpassungen an wechselnde politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Heute zählt die VLW mit mehr als 6.400 Wohnungen in Leipzig und Umgebung sowie rund 8.100 Mitgliedern zu den größten Wohnungsunternehmen der Region. Das Ziel, Wohnraum zu erhalten, zu sanieren und modernisieren, steht dabei stets im Mittelpunkt.
Pionierarbeit in den Anfangsjahren
Ein Meilenstein in den Gründerjahren war die Zusammenarbeit mit dem Leipziger Architekten Fritz Riemann (1881–1955). Seine Entwürfe verbanden Komfort und Funktionalität, was für die 1920er-Jahre revolutionär war. Alle Wohnungen verfügten über ein Bad, ein Innenklosett und eine von der Küche aus begehbare Loggia – damals keine Selbstverständlichkeit.
Der erste Spatenstich erfolgte am 1. April 1923 in der Leipziger Renkwitzstraße. Die Wohnanlagen prägen bis heute das Bild der Genossenschaft, wie etwa das „Riemann Quartier“, das zuletzt von 2017 bis 2018 aufwendig saniert wurde.
Herausforderungen und Erfolge in Krisenzeiten
Die Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre stellte die Genossenschaft vor erhebliche Herausforderungen. Um ihre finanzielle Basis zu sichern, wurde 1930 eine Baugenossenschaftssparkasse gegründet. Diese Initiative stärkte das Betriebskapital und verhinderte Mieterhöhungen. Auch während des Nationalsozialismus musste sich die Genossenschaft anpassen, unter anderem durch Zwangsfusionen und eine breitere Öffnung ihrer Mitgliederbasis.
Der Wiederaufbau und die sozialistische Ära
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Genossenschaft 1947 mit dem Wiederaufbau zerstörter Wohnanlagen. In der DDR-Zeit firmierte sie als sozialistische Genossenschaft und profitierte von staatlichen Förderprogrammen. Diese Phase brachte eine erhebliche Expansion, unter anderem durch Fusionen mit anderen Wohnungsbaugesellschaften.
Bis 1988 etablierte die Genossenschaft ein umfassendes Reparaturnetzwerk, um den Bestand effizient zu bewirtschaften.
Die Wende und Neuausrichtung
Mit den politischen Veränderungen 1989 begann für die VLW eine neue Ära. Am 5. November 1990 wurde die Genossenschaft in Vereinigte Leipziger Wohnungsgenossenschaft eG umbenannt. Die folgenden Jahre waren geprägt von umfangreichen Sanierungsmaßnahmen und einer strategischen Konsolidierung. Durch gezielte Verkäufe, darunter Bestände in Taucha, konnte die Genossenschaft Investitionen in denkmalgeschützte Immobilien und die Tilgung von Krediten vorantreiben.
Zukunftsorientierung und Innovation
Im Dezember 2006 gründete die VLW die VLW-Gebäudeservice GmbH. Dieses Tochterunternehmen gewährleistet eine umfassende Betreuung der Wohnanlagen.
Ab 2015 startete die Genossenschaft ambitionierte Projekte zur Revitalisierung stillgelegter Wohnanlagen. Bis 2023 investierte die VLW rund 45 Millionen Euro in Sanierungen, beispielsweise in den Stadtteilen Gohlis, Eutritzsch und Lindenau. Für diese Maßnahmen wurde die VLW gemeinsam mit dem Architekturbüro W&V Architekten GmbH mit dem Hieronymus-Lotter-Preis für Denkmalpflege ausgezeichnet.
Fazit: Eine Erfolgsgeschichte
Die VLW steht heute für Qualität, Sicherheit und Innovation im Leipziger Wohnungsmarkt. Mit Projekten wie der Neuauflage des Buches „Gute Adresse 90“ anlässlich des 100. Gründungsjubiläums wird die wechselvolle Geschichte der Genossenschaft lebendig gehalten. Dank kluger strategischer Entscheidungen und einem klaren Blick in die Zukunft bleibt die VLW eine „gute Adresse“ für ihre Mitglieder und Mieter.