Interview mit Rechtsanwalt Reime: „Der GenoAward schafft Sichtbarkeit für eine oft unterschätzte Rechtsform“

Frage: Herr Reime, der neue GenoAward 2025 ist gestartet. Genossenschaften aus ganz Deutschland können sich ab sofort bewerben. Wie bewerten Sie als Jurist diese Initiative?
Rechtsanwalt Reime: Ich halte den GenoAward für eine längst überfällige Wertschätzung einer Rechtsform, die in der öffentlichen Wahrnehmung leider häufig zu kurz kommt. Genossenschaften sind aus juristischer Sicht äußerst stabile, demokratisch strukturierte Unternehmen mit starkem regionalem Bezug. Dass nun ein Preis ausgelobt wird, der ihren gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Beitrag honoriert, ist ein klares Signal: Diese Rechtsform ist keineswegs angestaubt – sie ist zukunftsfähig und relevant.
Frage: Der Preis richtet sich explizit an Genossenschaften, die gesellschaftliche, soziale und wirtschaftliche Herausforderungen erfolgreich bewältigen. Was bedeutet das konkret?
Reime: Das bedeutet, dass nicht nur wirtschaftliche Kennzahlen eine Rolle spielen, sondern auch Gemeinwohlorientierung, Innovationskraft und gesellschaftliches Engagement. Gerade in Bereichen wie Energieversorgung, Wohnungsbau, Landwirtschaft oder Pflege leisten Genossenschaften oft still und leise einen zentralen Beitrag zur Daseinsvorsorge – und das in demokratisch legitimierter Form. Der Preis schafft eine Bühne für diese Leistungen, was ich ausdrücklich begrüße.
Frage: Können sich Ihrer Einschätzung nach auch kleinere Genossenschaften bewerben, oder ist der Preis eher auf größere Einrichtungen zugeschnitten?
Reime: Die Ausschreibung spricht ausdrücklich alle Genossenschaften an – unabhängig von Größe oder Branche. Das ist wichtig, denn gerade kleinere, lokal verankerte Genossenschaften zeigen oft eine bemerkenswerte Innovationskraft und Nähe zu den Menschen. In meiner anwaltlichen Praxis sehe ich immer wieder Beispiele für kreative, gemeinschaftlich getragene Projekte, die durch eine Genossenschaftsstruktur überhaupt erst möglich wurden. Der Award könnte helfen, genau diese Vielfalt sichtbarer zu machen.
Frage: Welche rechtliche Bedeutung kann eine solche Auszeichnung für eine Genossenschaft haben?
Reime: Aus juristischer Sicht hat der GenoAward keine unmittelbare rechtliche Wirkung. Aber er kann mittelbar sehr viel bewirken – etwa bei der Mitgliedergewinnung, der Positionierung im Wettbewerb oder im Gespräch mit Fördergebern und Banken. Eine prämierte Genossenschaft dokumentiert damit: Wir arbeiten transparent, nachhaltig und verantwortungsbewusst. Das ist ein starkes Signal an Mitglieder, Investoren und die Öffentlichkeit.
Frage: Was raten Sie Genossenschaften, die sich bewerben möchten?
Reime: Mein Rat lautet: Machen Sie sich bewusst, was Ihre Genossenschaft auszeichnet – nicht nur in Zahlen, sondern auch im Hinblick auf Ihre gesellschaftliche Wirkung. Erzählen Sie Ihre Geschichte authentisch und konkret. Und vergessen Sie nicht, auch rechtlich sauber aufgestellt zu sein – denn Professionalität ist ebenfalls ein Auswahlkriterium. Nutzen Sie die Chance, Ihre Arbeit ins Rampenlicht zu stellen. Der Bewerbungsschluss am 31. Mai 2025 lässt genügend Zeit zur Vorbereitung.
Frage: Vielen Dank, Herr Reime.
Reime: Gern geschehen. Ich freue mich darauf zu sehen, welche Genossenschaften sich bewerben – und wer am Ende als Vorbild ausgezeichnet wird.
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