#Genossenschaften

Genossenschaften in Deutschland: Stabilität, Wachstum und Herausforderungen – Rechtsanwalt Reime im Interview

a tripod with a camera attached to it

Interviewer: Herr Reime, der Deutsche Genossenschafts- und Raiffeisenverband e.V. (DGRV) hat kürzlich aktuelle Zahlen zur Genossenschaftslandschaft in Deutschland veröffentlicht. Demnach gibt es nahezu 7.000 Genossenschaften mit insgesamt 22 Millionen Mitgliedern und über einer Million Mitarbeitenden. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?

Jens Reime: Die Zahlen des DGRV unterstreichen die bedeutende Rolle der Genossenschaften in Deutschland. Mit 22 Millionen Mitgliedern sind sie eine der größten Wirtschaftsorganisationen des Landes. Die breite Mitgliederbasis und die Vielzahl der Mitarbeitenden zeigen, dass das genossenschaftliche Modell nach wie vor attraktiv ist und einen wichtigen Beitrag zur Wirtschaft und Gesellschaft leistet.

Interviewer: Die Genossenschaftsbanken bilden einen wesentlichen Teil dieses Sektors. Laut DGRV gibt es 697 Genossenschaftsbanken mit 17,8 Millionen Mitgliedern, einer Bilanzsumme von 1.175 Milliarden Euro und 135.400 Mitarbeitenden. Wie schätzen Sie die Stabilität und das Geschäftsmodell dieser Banken ein?

Jens Reime: Genossenschaftsbanken zeichnen sich durch ein solides und vertrauenswürdiges Geschäftsmodell aus. Ihre dezentrale Struktur und die Nähe zu den Mitgliedern ermöglichen es ihnen, flexibel auf regionale Bedürfnisse einzugehen. Die beeindruckende Bilanzsumme und die hohe Mitgliederzahl spiegeln das Vertrauen wider, das diese Banken genießen. Dennoch stehen auch sie vor Herausforderungen wie Digitalisierung und regulatorischen Anforderungen, die es zu meistern gilt.

Interviewer: Ein weiterer wichtiger Bereich sind die Wohnungsgenossenschaften. Mit 1.800 Genossenschaften, 2,9 Millionen Mitgliedern und 24.308 Mitarbeitenden spielen sie eine zentrale Rolle auf dem Wohnungsmarkt. Wie bewerten Sie ihren Einfluss auf die Wohnraumentwicklung in Deutschland?

Jens Reime: Wohnungsgenossenschaften sind essenziell für die Bereitstellung bezahlbaren Wohnraums. Sie bieten ihren Mitgliedern nicht nur Wohnungen, sondern auch langfristige Sicherheit und Mitbestimmungsmöglichkeiten. In Zeiten steigender Mieten und Wohnraumknappheit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung des Marktes und fördern den sozialen Zusammenhalt.

Interviewer: Die Raiffeisen-Genossenschaften sind ebenfalls bedeutend, mit 1.656 Genossenschaften, 1,3 Millionen Mitgliedern und einem Umsatz von 82,6 Milliarden Euro. Welche Rolle spielen sie insbesondere im ländlichen Raum?

Jens Reime: Raiffeisen-Genossenschaften haben traditionell eine starke Verankerung im ländlichen Raum. Sie unterstützen Landwirte und lokale Unternehmen, bieten wichtige Dienstleistungen und tragen zur wirtschaftlichen Entwicklung dieser Regionen bei. Durch ihre genossenschaftliche Struktur fördern sie zudem die Gemeinschaft und stärken die regionale Wertschöpfung.

Interviewer: In den letzten Jahren gab es auch einen Anstieg von Energiegenossenschaften. Der DGRV berichtet von 951 Energiegenossenschaften mit 200.000 Mitgliedern. Wie sehen Sie deren Beitrag zur Energiewende?

Jens Reime: Energiegenossenschaften ermöglichen es Bürgerinnen und Bürgern, aktiv an der Energiewende teilzunehmen. Durch gemeinsame Investitionen in erneuerbare Energien fördern sie die dezentrale Energieversorgung und erhöhen die Akzeptanz für entsprechende Projekte. Sie sind ein hervorragendes Beispiel dafür, wie gemeinschaftliches Engagement positive Veränderungen bewirken kann.

Interviewer: Abschließend, welche Herausforderungen sehen Sie für die genossenschaftlichen Branchen in der Zukunft?

Jens Reime: Trotz ihrer positiven Entwicklung stehen Genossenschaften vor mehreren Herausforderungen. Dazu gehören die Digitalisierung, der demografische Wandel und zunehmende regulatorische Anforderungen. Es wird entscheidend sein, dass sie sich diesen Veränderungen anpassen, ohne ihre grundlegenden Werte wie Solidarität und demokratische Mitbestimmung zu verlieren. Durch kontinuierliche Weiterentwicklung und Anpassung können sie jedoch weiterhin eine tragende Säule unserer Wirtschaft und Gesellschaft bleiben.

Interviewer: Vielen Dank, Herr Reime, für Ihre Einschätzungen.

Jens Reime: Gern geschehen.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert