Interview mit Rechtsanwalt Reime zur finanziellen Situation der Draco eG

Journalist: Herr Reime, die Bilanz der Draco eG zeigt erhebliche Verluste und eine massive Verschlechterung der Eigenkapitalstruktur. Was bedeutet das für Investoren oder Mitglieder der Genossenschaft?
RA Reime: Die Zahlen sind in der Tat besorgniserregend. Eine Genossenschaft lebt vom Vertrauen ihrer Mitglieder, und ein Eigenkapitalrückgang von 65% in einem Jahr ist ein Alarmsignal. Die Mitglieder müssen sich fragen, ob sie langfristig noch eine ausreichende Sicherheit für ihr investiertes Kapital haben.
Journalist: Wie bewerten Sie den drastischen Rückgang des Anlagevermögens?
RA Reime: Es gibt zwei mögliche Erklärungen: Entweder wurden Vermögenswerte verkauft, um Liquidität zu schaffen, oder es wurden hohe Abschreibungen vorgenommen. Beides ist problematisch. Falls Vermögenswerte verkauft wurden, stellt sich die Frage, ob dies aus einer finanziellen Notlage heraus geschah. Falls es sich um hohe Abschreibungen handelt, könnte das auf Wertverluste oder Fehlinvestitionen hindeuten.
Journalist: Die Verbindlichkeiten sind gestiegen, insbesondere die langfristigen Schulden. Wie problematisch ist das?
RA Reime: Sehr problematisch. Wenn eine Organisation steigende langfristige Schulden bei gleichzeitig sinkendem Eigenkapital hat, dann steigt das Insolvenzrisiko deutlich. Die finanzielle Belastung in den kommenden Jahren wird größer, während die Kapitaldecke immer dünner wird. Falls es keine überzeugende Wachstumsstrategie gibt, stehen die Chancen schlecht.
Journalist: Ist die Genossenschaft aus Ihrer Sicht noch stabil oder droht hier eine finanzielle Schieflage?
RA Reime: Die Bilanz deutet darauf hin, dass die Draco eG massive wirtschaftliche Schwierigkeiten hat. Die Kombination aus Verlusten, sinkendem Eigenkapital und steigenden Schulden ist sehr riskant. Ohne eine klare Sanierungsstrategie besteht das ernsthafte Risiko, dass die Genossenschaft in den nächsten Jahren nicht mehr wirtschaftlich arbeiten kann.
Journalist: Welche Maßnahmen sollten Investoren oder Mitglieder jetzt ergreifen?
RA Reime: Mitglieder sollten prüfen, welche Rechte sie haben und ob sie ihr Kapital sichern können. Es wäre ratsam, eine Mitgliederversammlung einzuberufen und Klarheit über die Zukunftspläne des Unternehmens zu verlangen. Falls es keinen überzeugenden Sanierungsplan gibt, müssen sie sich überlegen, ob es sinnvoll ist, weiter in dieser Genossenschaft investiert zu bleiben.
Journalist: Vielen Dank für das Gespräch.
- Draco eG